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Ein Schatz vor unserer Haustür – und wir sehen ihn nicht

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Grosse Moorjungfer

Es handelt sich um eine Spezies, die in den 1970er-Jahren aus dem Schweizer Jura verschwand, um vierzig Jahre später wieder dorthin zurückzukehren. Die Grosse Moosjungfer (Foto von Biologe Sebastien Tschanz Godio) ist eine bemerkenswerte Libelle, die in einer besonderen natürlichen Umgebung lebt: den Hochmooren, auch Torfmoore genannt. Durch menschliche Aktivitäten und die Zerstörung ihres Lebensraums verjagt, kehrte die Art 2010 nach Les Ponts-de-Martel zurück, in eines der grössten Torfmoore der Schweiz.

Diese Rückkehr ist der Lohn für die Anstrengungen, die seit den 1990er-Jahren von den Behörden des Bundes, der Kantone und der Bevölkerung unternommen wurden, um die Hochmoore, die seltensten und empfindlichsten Ökosysteme der Schweiz, wiederzubeleben, zu regenerieren und zu erhalten. In Les Ponts-de-Martel setzt sich ein Verein dafür ein, den Wert dieses Ökosystems noch stärker hervorzuheben, indem er ein Torfmoorhaus für die Öffentlichkeit eröffnen will. Der Verein trat im Rahmen seiner Fundraising-Aktivitäten an uns heran. Er wollte eine Informationsbroschüre erarbeiten, um potenzielle Stiftungen, Sponsoren und Mäzene für das Projekt zu gewinnen.

Das Projekt des Vereins reiht sich ein in einen von der Bevölkerung breit unterstützten Trend: den Erhalt der Biodiversität. Zusammen mit den Verantwortlichen des Vereins mussten wir jedoch feststellen, dass die Öffentlichkeit eher geneigt ist, die biologische Vielfalt auf Meeresinseln oder in tropischen Wäldern zu unterstützen als in der nächsten Umgebung, in den Hochmooren. Der Grund dafür? Unwissenheit über die Seltenheit dieser Ökosysteme und ihre bedrohte Existenz – denn 90% der Schweizer Torfmoore wurden zwischen 1900 und 2010 zerstört!

Das Hochmoor von Les Ponts-de-Martel ist ein Schatz der Artenvielfalt, der vor unserer Haustür liegt, aber den wir nicht sehen. Die Broschüre, die wir mit dem Grafikatelier karakter entwickelt haben, hilft, dieses Wissensdefizit zu beheben. Wir sind stolz darauf, an diesem Projekt mitgewirkt zu haben, und möchten Sie einladen, es zu unterstützen.

Informativ, bunt und straff: Das Dossier «Die Schweiz und Horizon Europe»

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Geplant war ein Austausch mit den Parlamentsmitgliedern zur Rolle der Schweiz im Europäischen Forschungsraum. Diese mussten sich anlässlich der baldigen Debatte über die Botschaft zur Finanzierung der Schweizer Beteiligung an den Massnahmen der Europäischen Union im Bereich Forschung und Innovation in den Jahren 2021–2027 (Horizon Paket) eine Meinung bilden. Doch Corona verhinderte die Durchführung eines solchen Anlasses. Es galt, eine andere Möglichkeit zu finden, um den Parlamentarierinnen und Parlamentariern dieses umfangreiche Thema näherzubringen. Und die Zeit drängte: die Sitzung der ständerätlichen Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur, an der diese Botschaft traktandiert war, stand bereits fest.

Es brauchte eine digitale Lösung, die Lust macht, sich zu informieren und gleichzeitig ein Format, das ausgedruckt werden kann. Wir hatten den Anspruch, die Balance zu halten zwischen Vertiefung der Sachverhalte und Berücksichtigung einer breiten Informationspallette. So entstand das Dossier «Die Schweiz und Horizon Europe. In 6 Fragen» des Netzwerks FUTURE. Das Dossier verschafft einen Überblick zur Rolle der Schweiz im europäischen Forschungsraum. In sechs Kapiteln, die je einer zentralen Frage nachgehen, werden die Informationen von animierten und aussagekräftigen Grafiken gestützt. Wer sich stärker in die Materie vertiefen will, kann den zahlreichen externen Verlinkungen folgen.

CERN

Der Prozess von der Beschaffung der Informationen und Daten für die Grafiken, über das Verfassen und Übersetzen der Texte, bis hin zur grafischen Umsetzung konzentrierte sich auf wenige Wochen. Das Ergebnis stellt, verglichen mit den existierenden Informationsunterlagen zu dieser Thematik, ein einzigartiges Dokument dar.

Das Dossier zeigt auf, wie zentral die Schweiz in Europa hinsichtlich der Verflechtungen im Bereich Forschung und Innovation aufgestellt ist. Es verdeutlicht die grosse Kontinuität des wissenschaftlichen Austauschs über die Schweizer Grenzen hinweg. Wir sind positiv gestimmt, dass die Parlamentsmitglieder darin zahlreiche, spannende Informationen finden, die sie beim Meinungsbildungsprozess unterstützen können. Überzeugen Sie sich selbst! 

Die Partnerschaft zwischen Wissenschaft und Politik stärken

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Wissenstransfer

Die Wissenschaft ist der grösste Feind des neuartigen Coronavirus. Während unsere Gesellschaft eine vorläufige Bilanz über die schädlichen Folgen der Pandemie zieht, setzen wir unsere Hoffnung in die Forschung. Dies ist nach wie vor erlaubt. Wir denken darüber nach, wie wir Herdenimmunität erreichen können, ohne unser Gesundheitssystem zu überlasten, wie wir einen Impfstoff finden und zulassen können oder mit welchen Strategien sich eine zweite Welle der Pandemie vermeiden lässt. Die Wissenschaft steht bei all diesen Szenarien im Zentrum. Sie ist allgegenwärtig auf den Titelseiten der Medien und sitzt sogar mit unserer Regierung an einem Tisch.

Anfang April 2020 ernannte der Bundesrat ein hochrangiges Gremium, das ihn in Form einer Task Force berät. Zweifellos trug die vielfältige Kritik, welche die Wissenschaftsgemeinde im März geäussert hatte, zu diesem Entscheid bei. Das Wichtigste ist aber, dass sich politische Entscheidungsträger und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jetzt über die Modalitäten einer Lockerung der Massnahmen und die zu berücksichtigenden Risiken vor der Entdeckung und Zulassung eines Impfstoffes austauschen.

Es ist zu hoffen, dass die durch das Coronavirus ausgelöste Krise die Verknüpfung von Wissenschaft und Politik stärken wird. Denn im Land von Wissen und Innovation ist diese zu schwach. Die mangelnde Verknüpfung zwischen Wissenschaft und Politik nimmt in den Vereinigten Staaten eine dramatische Wendung. Dasselbe gilt aber auch für viele europäische Staaten, die trotz der bemerkenswerten Reaktionen ihrer Gesundheitsämter teilweise nicht auf den Ausbruch der Pandemie vorbereitet waren. Zahlreiche Fachleute warnten indes lange im Voraus vor einem solchen Risiko.

Denn letztendlich ist es die Aufgabe der Wissenschaft, uns daran zu erinnern, dass es in dieser Welt mehr Ungewissheiten als Gewissheiten gibt. Politikerinnen und Politiker müssen Entscheide fällen, Massnahmen ergreifen und Krisen managen, aber sie können sich auf die Wissenschaft stützen, um vorausschauend zu agieren, Dogmen in Frage zu stellen und alle plausiblen Szenarien in Betracht zu ziehen. Diese Chance wurde bei der Vorbereitung auf eine Pandemie eindeutig verpasst, doch sie kann genutzt werden, um einen Weg aus einer Krise zu finden. Das gilt auch für den Ausblick auf die Bereiche Wirtschaft, Klima, Sicherheit oder Ernährung. Bis heute gibt es jedoch keine formale Struktur für einen vertieften und sachkundigen Dialog zwischen den Vertretenden aus Politik und Wissenschaft.

Die beiden Welten betrachten einander schon zu lange wie Hund und Katze. Die Politik stand einer Wissenschaft kritisch gegenüber, die keine eindeutigen Fakten schafft; die Wissenschaft war distanziert gegenüber einer Politik, die sie als zu stark vereinfachend wahrnahm. Heute können wir sehen, wie wichtig diese Partnerschaft für das Funktionieren unserer Gesellschaft ist. Denn letztlich, so der Philosoph Edgar Morin, seien Wissenschaft und Demokratie zwei menschliche Lebenswelten, die beide auf der Diskussion von Ideen beruhen.

Also: Lasst uns debattieren, austauschen, unsere Zweifel und seltenen Gewissheiten teilen und das Wissen der hervorragenden Köpfe bündeln, auf die unsere Hochschulen und Forschungsinstitutionen stolz sein dürfen. So können wir dem Parlament, der Bundesverwaltung und dem Bundesrat eine echte Struktur der wissenschaftlichen Beratung vorschlagen! Das ist die Chance der laufenden Legislaturperiode.

Dieser Standpunkt wurde auf der Website des Netzwerks FUTURE veröffentlicht.