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Zwei unserer Kunden brauen Craft Bier – und es ist kein Problem

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Seit einigen Jahren dürfen wir zwei Kunden beraten, die beide Bier produzieren. Beide brauen Craft Bier. Beide legen grössten Wert auf Produkte mit besonderen Qualitäten. Und trotzdem stellt das für unsere Agentur keinen Interessenkonflikt dar. Warum?

Story Telling zu kreativen Bieren
Zum einen unterstützen wir die aufstrebende Brauerei Chopfab Boxer mit Sitzen in Winterthur und Yverdon-les-Bains in ihrer PR-Arbeit. Das Unternehmen richtete sich 2012 genau zum richtigen Zeitpunkt am wachsenden Craft-Bier-Markt aus. Dank innovativem Marketing und qualitativ hochstehenden Produkten war die Brauerei rasch erfolgreich. Seit der Vereinigung mit der Westschweizer Brauerei Bière du Boxer sind ihre kreativen und schmackhaften Biere in der ganzen Schweiz bekannt. Im Zentrum unserer Arbeit steht die Valorisierung der verschiedenen Produkte. Ausserdem unterstützen wir Chopfab Boxer bei der Medienarbeit zur weiteren Entwicklung des Unternehmens am Schweizer Biermarkt.

Kommunikation über die Beweggründe einer NGO
Auf der anderen Seite sind wir seit 2015 Kommunikationspartner der Freiburger Stiftung Le Tremplin. Die gemeinnützige Organisation machte schweizweit von sich reden, weil sie gemeinsam mit drogenabhängigen Menschen in einer eigenen Mikrobrauerei das Craft Bier La Trampoline herstellt. Im Zentrum des Projekts steht der soziale Gedanke: Der Brauprozess ist für die Suchtkranken ein Schritt in die berufliche und soziale Wiedereingliederung; die eigenhändige Herstellung von Bier verändert zudem die Einstellung zum Produkt. Doch diese neuen Wege in der sozialen Arbeit müssen wohl erklärt sein, damit sie in der Öffentlichkeit nicht falsch verstanden werden. Unsere Aufgabe ist es, im Rahmen der institutionellen Kommunikation der Stiftung die Hintergründe und Ziele der Mikrobrauerei genau zu erklären.

Es liegt auf der Hand, dass die beiden Kunden nicht in Konkurrenz zueinanderstehen. Während Chopfab Boxer in Hektolitern rechnet, braut Le Tremplin gerade einmal 100 Liter Bier pro Woche und verfolgt keine kommerziellen Ziele. Was Chopfab Boxer und Le Tremplin aber verbindet, ist die Überzeugung, dass Bier mehr ist, als ein eindimensionales Massenprodukt. Beide unsere Kunden stehen für Bier als Genussmittel, das bei einem bewussten Konsum die Menschen zusammenbringt.

Housing First: ein neues Paradigma verankern

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Housing First«Eine weit verbreitete Vorstellungen ist, dass Menschen, denen geholfen wird, faul werden und dazu ermutigt werden, das System auszunutzen. Alle Programme zur Unterstützung der Ärmsten, ob in reichen Staaten oder in Schwellenländern, beruhen auf dieser Überzeugung und haben daher eine strafende Dimension. Unsere Erfahrung zeigt jedoch, dass das Gegenteil der Fall ist: Je mehr wir den Menschen helfen, desto mehr sind sie in der Lage, aus eigener Kraft neu anzufangen, desto mehr sind sie in der Lage, sich aus der Armutsfalle zu befreien.» Esther Duflo, Wirtschafts-Nobelpreisträgerin 2019.  

Die Armutsthematik wurde in der Schweiz in den vergangenen Monaten aufgrund der verheerenden Auswirkungen der Covid-19-Pandemie verstärkt sichtbar. In vielen Kantonen standen die Menschen Schlange für Lebensmittel. Auch das Thema Obdachlosigkeit tauchte wieder vermehrt auf. In diesem Zusammenhang ist unsere Gesellschaft gefordert: Wirken die Massnahmen zur Armutsbekämpfung? Müssen wir unseren Ansatz überdenken und neue Ideen wagen? 

In Freiburg nimmt der Verein Equip'Apparts, den wir seit 2016 begleiten dürfen, eine Vorreiterrolle im Bereich der Obdachlosigkeit von suchtkranken Menschen ein. Um sie zu unterstützen, entwickelte der vom Netzwerk der Freiburger Einrichtungen für Suchtkranke (NFES) gegründete Verein ein innovatives Angebot: Er erleichtert den Personen den Zugang zu einer Wohnung, ohne Auflagen zum Konsum von psychotropen Substanzen. Einmal im eigenen Zuhause, werden die Personen bei der Verbesserung ihrer Gesamtsituation begleitet. Dabei wird auf das Selbstvertrauen, die sozio-professionelle Eingliederung, die Bedürfnisse und Gewohnheiten der Personen fokussiert. In der Folge lernen die meisten der unterstützten Personen, ihren Konsum von psychoaktiven Substanzen besser zu steuern oder sogar zu reduzieren.  

Equip'Apparts ergänzt das bestehende Angebot im Kanton, indem es ein neues Paradigma in der Sozial- und Gesundheitslandschaft vorschlägt, in der Abstinenz oder Konsumreduktion bisher als Bedingung für Unterstützung gelten. Equip'Apparts nimmt stattdessen das Wohnen als Voraussetzung. Die Verankerung dieses neuen Ansatzes verlief nicht ohne Schwierigkeiten. Deshalb wurden unsere Dienste in Anspruch genommen. 

Zunächst machten wir eine Analyse des Angebots von Equip'Apparts, durchgeführt von einem Spezialisten des Modells «Housing First», für verschiedene Zielgruppen verständlich und zugänglich. Die Herausforderung bestand darin, insbesondere die Partner des Freiburger Sozial- und Gesundheitsnetzwerks und die sich mit sozialen Fragen befassenden politischen Entscheidungsträger zu erreichen, um ihnen die aus diesem Paradigmenwechsel resultierenden Tatsachen aufzuzeigen. Anschliessend begleiteten wir Equip'Apparts bei der Medienarbeit, um den Bekanntheitsgrad des Angebots auf regionaler Ebene zu steigern. 

Ziel dieses Vorgehens ist es, dass die Partnerinstitutionen das Angebot von Equip'Apparts im Kanton Freiburg weiterführen. Es muss anerkannt werden, insbesondere von den betroffenen Behörden. Ein gutes Stück Arbeit wurde bereits gemacht.   

Vom Denken in Szenarien

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Autruche

Wer hätte zu Beginn des Jahres 2020 gedacht, dass uns eine Pandemie dazu zwingt, alle Termine unserer Gesellschaft, einschliesslich der eidgenössischen Abstimmungen, zu verschieben? Das neue Coronavirus hat einen grossen Einfluss auf die Schweizer Gesellschaft, Wirtschaft und Demokratie. Es macht auch vor unserer Tätigkeit im Dienst unserer Kunden nicht Halt, die grosse Hoffnungen in die erste Jahreshälfte 2020 gesetzt haben.

Beispiele für unsere sistierten Mandate? Die konstituierende Versammlung Grossfreiburgs hatte beschlossen, am 17. Mai 2020 eine Konsultativabstimmung über die Gemeindefusion von Grossfreiburg durchzuführen. Der Termin ist abgesagt. Der Schweizerische Nationalfonds hatte geplant, ein Nationales Forschungsprogramm nach mehr als sieben Jahren Arbeit mit einer nationalen Pressekonferenz im April abzuschliessen. Der Termin ist abgesagt. Wir bereiteten ein Treffen der beiden Physik-Nobelpreisträger mit den Mitgliedern des eidgenössischen Parlaments vor. Auch dieser Anlass ist abgesagt.

In Krisen, die wir gemeinsam mit unseren Kunden durchstehen, können wir uns einem Phänomen bewusst werden, das wir alle kennen: die Vogel-Strauss-Taktik. Dieser Begriff beschreibt den Hang des Menschen, Informationen, die eine Planung, eine Überzeugung oder ein Projekt in Frage stellen, nicht zu berücksichtigen oder abzulehnen. Mit anderen Worten: unsere Fähigkeit, den Kopf in den Sand zu stecken! Diesen Reflex konnten wir alle beobachten: Einzelpersonen und Organisationen brauchten Zeit, um zu verstehen, dass die Pandemie alles verändert und vor allem alles bremst.

Stay at home

Unserer Erfahrung nach gibt es nur eine Möglichkeit, dem Vogel-Strauss-Reflex entgegenzuwirken. Zusammen mit dem Kunden gilt es zu planen, was noch im Bereich des Möglichen liegt und ernsthaft alle möglichen Szenarien durchzuspielen. Diese Denkübung erlaubt es uns, drei in Krisenzeiten wertvolle Fähigkeiten zu erlangen: Wir können eine offene Geisteshaltung bewahren, Klarheit im Handeln garantieren und die Fähigkeit zur Antizipation verbessern, die Organisationen und Personen leitet. Wer mit Szenarien arbeitet, ist nie wirklich überrascht.

Nach dem gesundheitlichen Notstand werden wir vermutlich eine lange Zeit der Krise durchmachen. Unser seit 2018 vollständig digitalisiertes Unternehmen und das ganze Team werden weiterhin für unsere Kunden arbeiten – einfach mit angepasstem Tempo. Gemeinsam fragen wir uns, wie unsere Kunden während der Ausgangsbeschränkung die Verbindung zu ihren Zielgruppen weiterhin aufrechterhalten können, wie wir nach der Krise die Tonalität der einzelnen Projekte anpassen müssen und manchmal auch, wie wir das Vertrauen langfristig wiederherstellen können. Zurzeit haben wir nicht auf alle diese Fragen schlüssige Antworten. Viele Parameter wie die Dauer der Krise, ihre Auswirkungen auf unser Leben und unsere Wirtschaft, sind zum jetzigen Zeitpunkt noch unbekannt. Aber eines wissen wir mit Sicherheit: Mehr denn je müssen wir in Szenarien denken und unsere Pläne, unsere Überzeugungen und unsere Vogel-Strauss-Gewohnheiten hinterfragen.