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Vom Denken in Szenarien

Textkörper

Autruche

Wer hätte zu Beginn des Jahres 2020 gedacht, dass uns eine Pandemie dazu zwingt, alle Termine unserer Gesellschaft, einschliesslich der eidgenössischen Abstimmungen, zu verschieben? Das neue Coronavirus hat einen grossen Einfluss auf die Schweizer Gesellschaft, Wirtschaft und Demokratie. Es macht auch vor unserer Tätigkeit im Dienst unserer Kunden nicht Halt, die grosse Hoffnungen in die erste Jahreshälfte 2020 gesetzt haben.

Beispiele für unsere sistierten Mandate? Die konstituierende Versammlung Grossfreiburgs hatte beschlossen, am 17. Mai 2020 eine Konsultativabstimmung über die Gemeindefusion von Grossfreiburg durchzuführen. Der Termin ist abgesagt. Der Schweizerische Nationalfonds hatte geplant, ein Nationales Forschungsprogramm nach mehr als sieben Jahren Arbeit mit einer nationalen Pressekonferenz im April abzuschliessen. Der Termin ist abgesagt. Wir bereiteten ein Treffen der beiden Physik-Nobelpreisträger mit den Mitgliedern des eidgenössischen Parlaments vor. Auch dieser Anlass ist abgesagt.

In Krisen, die wir gemeinsam mit unseren Kunden durchstehen, können wir uns einem Phänomen bewusst werden, das wir alle kennen: die Vogel-Strauss-Taktik. Dieser Begriff beschreibt den Hang des Menschen, Informationen, die eine Planung, eine Überzeugung oder ein Projekt in Frage stellen, nicht zu berücksichtigen oder abzulehnen. Mit anderen Worten: unsere Fähigkeit, den Kopf in den Sand zu stecken! Diesen Reflex konnten wir alle beobachten: Einzelpersonen und Organisationen brauchten Zeit, um zu verstehen, dass die Pandemie alles verändert und vor allem alles bremst.

Stay at home

Unserer Erfahrung nach gibt es nur eine Möglichkeit, dem Vogel-Strauss-Reflex entgegenzuwirken. Zusammen mit dem Kunden gilt es zu planen, was noch im Bereich des Möglichen liegt und ernsthaft alle möglichen Szenarien durchzuspielen. Diese Denkübung erlaubt es uns, drei in Krisenzeiten wertvolle Fähigkeiten zu erlangen: Wir können eine offene Geisteshaltung bewahren, Klarheit im Handeln garantieren und die Fähigkeit zur Antizipation verbessern, die Organisationen und Personen leitet. Wer mit Szenarien arbeitet, ist nie wirklich überrascht.

Nach dem gesundheitlichen Notstand werden wir vermutlich eine lange Zeit der Krise durchmachen. Unser seit 2018 vollständig digitalisiertes Unternehmen und das ganze Team werden weiterhin für unsere Kunden arbeiten – einfach mit angepasstem Tempo. Gemeinsam fragen wir uns, wie unsere Kunden während der Ausgangsbeschränkung die Verbindung zu ihren Zielgruppen weiterhin aufrechterhalten können, wie wir nach der Krise die Tonalität der einzelnen Projekte anpassen müssen und manchmal auch, wie wir das Vertrauen langfristig wiederherstellen können. Zurzeit haben wir nicht auf alle diese Fragen schlüssige Antworten. Viele Parameter wie die Dauer der Krise, ihre Auswirkungen auf unser Leben und unsere Wirtschaft, sind zum jetzigen Zeitpunkt noch unbekannt. Aber eines wissen wir mit Sicherheit: Mehr denn je müssen wir in Szenarien denken und unsere Pläne, unsere Überzeugungen und unsere Vogel-Strauss-Gewohnheiten hinterfragen.